Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion,

mit großem Interesse habe ich den Artikel von Niklas Schneider von 22.11.25  über die jüngste Kreistagssitzung gelesen, der die PFAS-Problematik im Landkreis thematisierte. Die Debatte zeigt den nötigen politischen Willen, zumindest von einigen Mitgliedern, das Problem im Landkreis Altötting konsequent anzugehen. Es tut sich endlich etwas!
Zuerst zu PFOA: Es ist nun als krebserregender Stoff der 1. Kategorie eingestuft und zudem fortpflanzungsgefährdend. Zum Glück gibt es derzeit noch keine erhöhten Krebsraten im Landkreis, dennoch sind wir in Sorge. Die Dringlichkeit der Situation wird offensichtlich, wenn wir über den Austausch von belastetem Boden auf Kinderspielplätzen diskutieren. Darüberhinaus haben wir hier noch Gärten in den Siedlungen und landwirtschaftliche Produktion auf den Feldern. Diese Menge an belasteten Boden ist nicht zu bewältigen. So wird das Jahrhundertproblem der Ewigkeitschemikalien uns mit allen negativen

Konsequenzen nachhaltig erhalten bleiben! Wer meint eine Maßnahme zu starten und das Problem sei aus der Welt wird eines besseren belehrt werden. Der Lernprozeß damit umzugehen wird vermutlich nie aufhören und wird uns sicherlich noch weiterhin Überraschungen, Schmerzen und Kosten verursachen. Ein umfassendes Konzept für die Zukunft ist absolut notwendig. Die Diskussionen im Kreistag darüber sind kleine Meilensteine.

Die Genehmigung, Sickerwasser aus den werkseigenen Deponien in Gendorf bis 2044 in die Alz einzuleiten, ist ein umstrittenes Thema. Günstige Produktion steht hier im Widerspruch zu gesundheitlichen Bedenken. Die Rechte aller Lebewesen vergessen wir dabei nicht. Als Betroffenenorganisation BINT halten wir die Einleitung der Gifte in die Alz für unverantwortlich. Wem Gesundheit und Natur kein Argument sind, den möchte ich auf die zukünftigen gesamtwirtschaftlichen Kosten hinweisen. Es geht nicht nur um Filterwechsel oder die Finanzierung einer notwendigen Erddeponie in Haiming. Wer möchte sich in einem belasteten Gebiet ansiedeln? Was hat das für Folgen auf dem Immobiliensektor?

Die Anfrage der Grünen im Kreistag, die zu Recht die „gummiweichen“ Formulierungen der Einleitungsgenehmigung kritisiert, ist ein wichtiger Schritt zur Transparenz. Sie wurde erst möglich, weil die Bürgerinitiative Netzwerk Trinkwasser (BINT) das betreffende Dokument veröffentlicht hat. Das Dokument ist derzeit weder bei Infraserv Gendorf noch beim Landratsamt veröffentlicht. Obwohl das Landratsamt seiner Veröffentlichungspflicht zur Bürgerinformation nachkam, war das Dokument nur für wenige Tage zugänglich, bevor es wieder von der Webseite entfernt wurde. Es ist ein Hohn, dass es einer privaten Initiative überlassen bleibt, die Öffentlichkeit darüber zu informieren.
Die potenzielle Vergiftung eines halben Landkreises ist keine Kleinigkeit. Zudem wurden viele dieser problematischen Emissionen durch das Landratsamt genehmigt. Das Vorgehen, das Dokument vom Netz zu nehmen, nährt den Verdacht, dass hier etwas schnell unter den Teppich gekehrt werden sollte. Wer sich informieren möchte hier der link: https://www.bint.bayern/die-erlaubnis-fuer-die-einleitung-von-abwasser-des-chemiewerks-gendorf-in-die-alz/

Ich fordere den Kreistag und die zuständigen Behörden auf, diesen Weg der Transparenz konsequent weiterzugehen und mit aller Kraft auf eine endgültige, effektive Sanierung der Altlasten hinzuarbeiten. Die Aussage von Dr. Müller, die Einleitungsgenehmigung sei work in progress, lässt hoffen, dass Natur und Gesundheit den Profitinteressen nicht komplett untergeordnet werden.

Mit freundlichen Grüßen
Frank Bremauer   Vorsitzender   BINT e.V.

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