Wegen Corona-Schutzimpfung werden auch Antikörpertests angeboten

(Bericht Alt-Neuöttinger Anzeiger vom 13.11.2021)

Altötting. Die Bürgerinitiative Trinkwasser (BINT) fordert das Landratsamt im Zusammenhang mit der PFOA-Belastung zum Handeln und zu einer umgehenden zweiten Humanbiomonitoring-Testreihe auf. Schützenhilfe leistet das bayerische Gesundheitsministerium, das die Blutuntersuchungen sowie Antikörpertests Anfang 2022 durchführen lassen will. Details und Abwicklungsmethodik werden aktuell erarbeitet und abgesprochen; personelle Probleme gilt es hierbei auch zu lösen.
Ende September hatte die Heimatzeitung darüber berichtet, dass sich die Tests, die eigentlich Ende 2021, also knapp vier Jahre nach den ersten Untersuchungen, hätten stattfinden sollen, wegen der hohen Belastung des Landrats- und Gesundheitsamts infolge der Covid-Pandemie um ein Jahr verzögern. Dass sie gemacht werden, stand und steht außer Frage. Nachdem aber der PFOA-Eintrag gestoppt ist, weil alles Trinkwasser aus dem besonders mit der Chemikalie belasteten Forst seit über einem Jahr mittels Aktivkohlefilter gereinigt wird, war die Verschiebung um ein Jahr nicht als Problem betrachtet worden.
Das sieht die BINT anders. Der Verein mit Frank Bremauer an der Spitze fordert nämlich nicht nur die Wiederholung der

Blutuntersuchungen, um zu überprüfen, ob sich die PFOA-Belastung im Körper, wie behauptet, abbaut und ob es eventuell doch noch andere Aufnahmewege gibt als über das Trinkwasser. „Wir haben bereits eine starke Belastung, ein Aufnehmen des Gifts über weitere, bisher noch unbekannte Pfade wäre fatal. Viele beunruhigt beispielsweise die Frage, welche Menge über die verseuchten Böden in unsere Körper gelangt ist“, heißt es im jüngsten Positionspapier der BINT. Auch potenzielle Gefahren wegen des PFOA-Ersatzprodukts ADONA sollten geprüft werden.
Schnelles Handeln und umgehende Untersuchungen fordert die Bürgerinitiative insbesondere aber auch, weil eine Studie aus Dänemark einen Zusammenhang nahelegt zwischen der PFOA-Belastung im Körper und dessen Immunantwort auf eine Anti-Covid-Impfung. Es könnte sein, dass der Impfschutz vermindert ist.
Das bayerische Gesundheitsministerium hat nun diesbezüglich reagiert, wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) auf Nachfrage mitteilt. Die geplante Humanbiomonitoring-Untersuchung wird ausgeweitet, den Probanden werden dabei auch Antikörperbestimmungen angeboten. Die Kosten für die Antikörper-Untersuchung werden im Rahmen der erweiterte Humanbiomonitoring-Untersuchung übernommen. Die erweiterte Humanbiomonitoring-Untersuchung soll möglichst Anfang 2022 starten. „Das Studiendesign ist bereits in Entwicklung. Bis dahin müssen noch wissenschaftliche Fragen geklärt werden und organisatorische Vorbereitungen erfolgen“, informiert LGL-Sprecher Aleksander Szumilas. Zudem müsse vor dem Start der Humanbiomonitoring-Untersuchung ein Antrag bei der Ethikkommission gestellt werden; der Entscheidungszeitraum dürfte bei sechs Wochen liegen.
Die Altöttinger Kreisbehörden, insbesondere das Gesundheitsamt, sind in die Vorbereitungen eingebunden, heißt es aus dem Landratsamt. Wie sie abgewickelt werden, ist noch ungeklärt – denn: Es fehlt an Personal, die Mitarbeiter sind Corona-überlastet, gerade bei den aktuellen Zahlen. Er habe gegenüber dem Gesundheitsministerium deutlich gemacht, „dass wir das nicht stemmen können“, sagt Landrat Erwin Schneider; doch in München gebe es auch kein Personal. Es gehe nämlich nicht nur darum, den Probanden Blut abzunehmen und dieses ins Labor zu schicken. Parallel würde jeder von ihnen zu seiner Lebenssituation und zu seinen Gewohnheiten, etwa bezüglich des Essens und Trinkens, befragt. Schneider kann sich vorstellen, die Mitarbeiter des Impfzentrums mit diesen Aufgaben zu betrauen. Die Untersuchungen könnten zeitnah angegangen werden, sagt der Landrat: „Von mir aus so bald, wie’s geht.“
Bei der ersten Blutuntersuchung rund um den Jahreswechsel 2017/2018 hatten sich knapp 1000 Bürger testen lassen. Das wiederum aber ist der BINT zu wenig: „Etwa 50000 Personen sind im Landkreis mittlerweile betroffen. Wir fordern, dass alle diese Personen die Möglichkeit bekommen, ihre PFOA-Werte und die Corona-Antikörper bestimmen zu lassen“, heißt es im Positionspapier. Und Frank Bremauer appelliert an die Bürger, das Angebot auch zu nutzen. − ecs

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