(Bericht Alt-Neuöttinger Anzeiger vom 21.06.2022)

Neuötting. Das Impfzentrum im Kreishallenbad Neuötting hat seit dem gestrigen Montag eine zweite Funktion. Nachmittags werden wie bisher weiterhin Spritzen gesetzt, die gegen Covid-19 immunisieren, vormittags jedoch werden in den Impfkabinen nun Blutproben genommen für das Human-Biomonitoring im Zusammenhang mit der Belastung durch die potenziell gesundheitsgefährdende Chemikalie PFOA. Über 60 Bürgerinnen und Bürgern wurde am gestrigen Starttag bereits Blut abgenommen.

Es handelt sich, wie in der Samstagsausgabe ausführlich berichtet, um eine Wiederholungs-Untersuchung. Vor viereinhalb Jahren hatten sich an der ersten Auflage der PFOA-Bluttests 965 Bürgerinnen und Bürger beteiligt. Sie sind nun erneut aufgerufen, sich untersuchen zu lassen. Ein Ziel der Studie ist es herauszufinden, ob die Anreicherung mit der Chemikalie den Erwartungen entsprechend gesunken ist. Die Annahme beruht auf der Tatsache, dass in den mit Perfluorierten Tensiden (PFT) verschmutzten Bereichen des Landkreises Aktivkohlefilteranlagen in Betrieb genommen wurden, die das Trinkwasser reinigen und so die weitere Aufnahme der Schadstoffe verhindern. Des Weiteren wird untersucht, ob es etwaige Wechselwirkungen zwischen der PFOA-Belastung im Körper und der Bildung von Antikörpern nach einer Anti-Corona-Impfung gibt – also ob der Schutz weniger gut ist.

Stand 20. Juni haben sich 677 Bürgerinnen und Bürger zum PFOA-Bluttest angemeldet. Bis 5. Juli sind bereits Termine vergeben, informiert Dr. Katrin Mitterpleininger, medizinische Leiterin des Impfzentrums. Dessen Personal wickelt die Bluttests ab – immer vormittags, denn nachmittags wird nach wie vor geimpft. Nachmeldungen für das Biomonitoring sind weiterhin möglich, das bis 15. Juli abgeschlossen sein soll. Am gestrigen Montag waren 64 Bürgerinnen und Bürger angemeldet.

Den Probanden wird aber nicht nur Blut abgenommen, sie sind auch aufgerufen, einen Fragebogen auszufüllen. Dieser wird ihnen im Vorfeld zugesandt. Bei etwaigen Fragen und Unklarheiten stehen im Zuge der Blutentnahme die Medizinischen Fachangestellten (MFA) bereit. Neben allgemeinen Angaben zu Alter, Geschlecht, Beruf, Bildungsstand und Wohnort geht es auch um Fragen bezüglich des Stillens, bezüglich chronischer Krankheiten, Impfungen und Covid-19 – auch was etwaige Beschwerden nach einer Erkrankung bzw. nach der Impfung anbelangt. Ebenfalls abgefragt wird, ob der Proband regelmäßig Medikamente nehmen muss, ober er raucht und wie seine Alkoholkonsum- und Ernährungsgewohnheiten sind. Zu Letztgenanntem zählt auch ein Fragenkomplex, ob häufig Fisch und Wild gegessen wird, der bzw. das aus dem Landkreis stammt, und ob Leitungswasser auch als Trinkwasser genutzt wird – eben auch aufgrund der Tatsache, dass Wasser als Hauptquelle für die PFOA-Belastung des Körpers ausgemacht wird.

Zehn bis 15 Minuten dauert die Blutabnahme und die Fragebogenbearbeitung im Schnitt, sagt Katrin Mitterpleininger. Danach werden die Proben sorgfältig beschriftet und gehen ans Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), das Verantwortung trägt für das Human-Biomonitoring. Heidi Lahne, Mitkoordinatorin der Studie, arbeitet im Impfzentrum mit. Sie erläutert, dass den Probanden dreimal fünf Milliliter Blut abgenommen werden. Diese Proben werden in Laboren im Raum München und an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg untersucht und ausgewertet. Wann mit Ergebnissen zu rechnen ist, sei noch unklar, sagt Heidi Lahne.− ecs

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